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Bitcoin wird als offizielles Zahlungsmittel in El Salvador eingeführt – doch was bedeutet das?

Moisés Santos

Von Moisés Santos

El Salvador ist das weltweit erste Land, das Bitcoin als gesetzliches Zahlungsmittel akzeptiert. Dieses historische Ereignis markiert einen wichtigen Meilenstein für Bitcoin. Welche Auswirkungen wird das auf die globale Akzeptanz von Kryptowährungen haben?

Lies diesen Beitrag auf Englisch und Spanisch.

Bitcoin wird zur gesetzlichen Währung in El Salvador. Am 9. Juni hat die Legislativversammlung des zentralamerikanischen Landes das vorgeschlagene Gesetz mit 62 von 84 Stimmen angenommen, mit dem Bitcoin neben dem US-Dollar als weitere offiziell akzeptierte Währung in El Salvador eingeführt wird. Das Gesetz tritt im September in Kraft und ist bereits jetzt ein wichtiger Meilenstein für Bitcoin. Lasst uns einen genaueren Blick darauf werfen, was dies für die Zukunft von Bitcoin bedeuten könnte.

Der Präsident von El Salvador, Nayib Bukele, ist zu einem Star in der Krypto- (und Finanz-)Welt geworden, nachdem er diesen Vorschlag durch den Kongress gebracht und verabschiedet hat. Der 40-Jährige hat derzeit 2,7 Millionen Follower auf Twitter und Zeitungen auf der ganzen Welt schreiben über ihn. Warum hat er sich einen Platz in der Geschichte von Bitcoin verdient?

Ein historisches Ereignis

13 Jahre sind seit der Veröffentlichung des Bitcoin-Whitepapers im Jahr 2008 vergangen. Seitdem durften wir die stetige Entwicklung der Anwendungsfälle der beliebtesten Kryptowährung beobachten: Was zunächst als Peer-to-Peer-Version von digitalem Bargeld begann, entwickelte sich bald zu einer Wertanlage vergleichbar mit digitalem Gold und zu einer möglichen Absicherung gegen Inflation. In Wahrheit erfüllt Bitcoin derzeit beide Zwecke.

Bitcoin wird in El Salvador zwar neben dem US-Dollar eine neue gesetzliche Währung, dennoch sollte man ihn eher als Zahlungsmittel betrachten. Die Bewohner El Salvadors können ihre Steuern in BTC bezahlen, Bitcoin als Referenz für den Preis von Produkten und Dienstleistungen verwenden und für Bitcoin-Transaktionen soll keine Kapitalertragsteuer erhoben werden.

Wie wirkt sich dies auf das tägliche Leben der Bürgerinnen und Bürger El Salvadors aus? Einfach ausgedrückt: Theoretisch wird es möglich sein, in ein Geschäft zu gehen und zu wählen, ob man seine Waren mit BTC oder mit USD bezahlen möchte.

Wie bekannt, können wir bereits weltweit mit Kredit- oder Debitkarten, die mit digitalen Assets verknüpft sind, Käufe tätigen, z. B. mit unserer eigenen Bitpanda Card. Mit der Bitpanda Card kannst du das Asset deiner Wahl, zum Beispiel Euro, als Zahlungsmittel für den Artikel, den du kaufen möchtest, verwenden. Verwendet ein Bewohner El Salvadors seine Bitcoin um Käufe zu tätigen, verkauft er damit nicht seine Assets sondern verwendet Bitcoin lediglich als Zahlungsmittel.

Die Digitalisierung als Herausforderung

Die größte Herausforderung für Nayib und der Grund, warum viele das neue Gesetz immer noch für ein Experiment erachten, ist die Tatsache, dass etwa 70% der Salvadorianer kein Bankkonto haben. Um mit einer Bankkarte bezahlen zu können, musste man auch bisher ein Bankkonto haben. Wie soll ein Land, in dem die überwiegende Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger immer noch mit Bargeld bezahlt, erfolgreich eine vollständig digitale Kryptowährung einführen?

Die Antwort liegt wie so oft vielleicht in der Frage selbst. Für Kryptowährungen braucht man kein Bankkonto, sondern nur eine digitale Geldbörse (Wallet), die man zum Beispiel von jedem Smartphone aus nutzen kann. Aus diesem Grund hat die Regierung von Nayib die App Chivo auf den Markt gebracht, die eine Geldbörse enthält, mit der BTC-Transaktionen und der Wechsel zwischen BTC und Dollar ohne Gebühren ermöglicht werden.

Als Anreiz für die Nutzung der Regierungs-App erhalten die Bürger El Salvadors kostenlos BTC im Wert von 30 Dollar. Darüber hinaus stellte Nayib klar, dass die Nutzung der Chivo-App nicht verpflichtend ist, sondern jede kompatible Wallet akzeptiert wird – die Regierungs-App sei lediglich entwickelt worden, um den Zugang zu Bitcoin zu erleichtern. Die Regierung sagte zudem zu, dass sie die Menschen nicht nur über die Nutzung von Bitcoin aufklären, sondern zum Beispiel auch Ladenbesitzer ohne die nötige Hardware unterstützen will. Es bleibt jedoch abzuwarten, ob diese Versprechungen tatsächlich in die Tat umgesetzt werden.

El Salvadors möglicher Domino-Effekt

Nun da ein Land den Startschuss gegeben hat, erwägen auch Paraguay, Panama und Argentinien Möglichkeiten, Bitcoin als staatlich anerkannte Währung zuzulassen. Die hohe Inflation, der lateinamerikanische Staaten ausgesetzt sind, veranlasst ihre Regierungschefs, nach Alternativen zu suchen, um die Kaufkraft ihrer Bürger zu erhalten. Insbesondere Argentinien ist dafür bekannt, für gewagte wirtschaftliche Experimente offen zu sein – das Land hat in den vergangenen Jahrzehnten mehrere Phasen der Geldentwertung und des wirtschaftlichen Zusammenbruchs durchlaufen. Kryptowährungen (und insbesondere Bitcoin) könnten hier Lösungsansätze bieten.

Die Kehrseite der Medaille

Während sich immer mehr lateinamerikanische Länder für die dezentrale, quelloffene Kryptowährung Bitcoin begeistern, wissen nicht alle etwas damit anzufangen. China zeigt seit längerem seine Abneigung gegen Bitcoin: vom Verbot des Angebots von Dienstleistungen im Zusammenhang mit Kryptowährungen bis hin zum Verbot des Minings auf chinesischem Staatsgebiet. Warum? Anstelle von Bitcoin will China seine eigene digitale Zentralbankwährung (Central Bank Digital Currency, CBDC) fördern: den digitalen Yuan. Und auch wenn die Europäische Zentralbank (EZB) nicht ganz so restriktiv gegenüber Bitcoin ist, treibt sier ihre Pläne, einen digitalen Euro einzuführen, voran. Stablecoins und Projekte wie Libra/Diem, die in Zukunft womöglich eine große Rolle spielen könnten, sind ebenfalls relevant, da Bitcoin, CBDCs und privates Geld zukünftig um Nutzer konkurrieren könnten.

Könnten europäische Länder Bitcoin wie El Salvador adoptieren?

Gegenwärtig gibt es in der Europäischen Union keinen klaren Standard, der als Referenz dienen könnte. Jedes Mitgliedsland schafft Rechtsvorschriften nach seinen eigenen Kriterien, was in vielen Fällen für Verwirrung sorgt. Je nachdem, in welchem Land man steuerpflichtig ist, muss man unterschiedliche Gebühren zahlen, wenn Gewinne aus dem Kauf und Verkauf von Kryptowährungen erzielt werden, da sie derzeit als Finanzanlage besteuert werden – so wie beispielsweise Aktien.

Um diese Positionen zu vereinheitlichen, schlägt die Europäische Union MiCA (Markets in Crypto-Assets) vor, um die Kriterien zu regulieren und einander näher zu bringen. Das MiCA-Dokument wird voraussichtlich bis 2024 fertiggestellt sein.

Wie wir sehen können, befindet sich die Akzeptanz von Kryptowährungen, selbst von Bitcoin als der wichtigsten auf dem Markt, noch in den Kinderschuhen. El Salvador wird das erste reale Beispiel dafür sein, wie eine dezentrale Kryptowährung als gesetzliches Zahlungsmittel funktioniert. Welches Land wird das nächste sein, das Bitcoin als akzeptiertes Zahlungsmittel einführt?

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Moisés Santos

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