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Von Bitpanda
30.04.2025
Ein reines Gold-Portfolio wird traditionell als Schutzschild in unsicheren Zeiten angesehen. Steigende Goldpreise gehen oft mit fallenden Märkten oder sinkenden Leitzinsen einher, was Gold zu einer bewährten Absicherung gegen Geldentwertung macht. In Wachstumsphasen bleibt Gold jedoch häufig hinter anderen Anlageklassen zurück. Da sich die Weltwirtschaft in Zyklen bewegt, reagieren Edelmetalle jeweils unterschiedlich auf diese Veränderungen.
Während Gold weiterhin Rekordstände erreicht, lohnt sich 2025 auch ein Blick auf Silber, Platin und Palladium. Silber vereint industrielle Nutzung – etwa 50 % der Nachfrage – mit einer geldähnlichen Rolle. Platin und Palladium, von denen über 80 % in Branchen wie Automobil und Elektronik eingesetzt werden, spiegeln die wirtschaftliche Entwicklung direkter wider. Wer Silber, Platin und Palladium in seinem Portfolio ergänzt, kann Risiken besser streuen und unterschiedliche Teile der Wirtschaft abdecken.
Die Preisentwicklung von Silber war in den letzten Jahren sehr dynamisch:
Seit 2022 hat sich Silber zeitweise von seinem üblichen Zusammenhang mit Zinsen und Dollar gelöst. Trotz eines starken US-Dollar (+15 %) und gestiegener Realzinsen (+200 Basispunkte) legte Silber zwischen Januar 2022 und November 2024 um 20 % zu. Dies zeigt: Andere Faktoren wie hohe industrielle Nachfrage oder neues Investoreninteresse spielen aktuell eine größere Rolle. Manche Experten werten das als Zeichen für die zunehmende Reife des Marktes.
Ein Blick auf die inflationsbereinigten Preise liefert zusätzlichen Kontext: Mit rund 30 $ liegt Silber noch deutlich unter den historischen Höchstständen. Der Höchststand von 1980 entspräche heute rund 153 $, der von 2011 etwa 57 $. Das relativiert die jüngste Preisentwicklung und wirft die Frage auf, wie viel Potenzial noch besteht.
Ein effektiver Schutz bei steigender Inflation
Steigen die langfristigen Inflationserwartungen, schneidet Silber besser ab als viele andere Anlagen. Bei einer Inflation über 2,5 % – aktuell ein realistisches Szenario – zeigt eine Bloomberg-Studie: In den letzten acht Fällen stieg Silber in den folgenden sechs Monaten um durchschnittlich 18 %.
Das liegt an Silbers Doppelrolle: Als Anlage zieht es Investoren an, wenn Aktien oder Anleihen gemieden werden. Gleichzeitig bleibt die industrielle Nachfrage stabil, weil Unternehmen ihre Versorgung sichern wollen.
Hoher Aufholbedarf gegenüber Gold
Das Gold-Silber-Verhältnis liegt derzeit bei etwa 80 – der langfristige Durchschnitt eher bei 60. Einige Analysten sehen Silber deshalb als deutlich unterbewertet. Sollte sich das Verhältnis normalisieren, wäre ein Kursanstieg um etwa 30 % möglich. Kombiniert mit dem Trend zur Energiewende und steigender industrieller Nachfrage könnte das Aufholpotenzial sogar noch größer ausfallen.
Silber ist rund 1,4-mal volatiler als Gold. Der Grund: Die Preise reagieren stark auf Konjunkturschwankungen. In den letzten drei US-Rezessionen fiel Silber zunächst um 20–30 %, da die industrielle Nachfrage einbrach – erholte sich aber ebenso schnell nach geldpolitischen Lockerungen durch die Fed.
Zudem ist Silber abhängig vom Angebot anderer Metalle. Es wird meist als Nebenprodukt in Minen für Blei oder Zink gefördert. Wenn deren Förderung sinkt, wird auch weniger Silber produziert.
So geschah es 2020–2021: Die Preise von Blei (-30 %) und Zink (-35 %) fielen deutlich, die Förderung ging zurück – das Silberangebot brach ein. Die Folge: ein Rekord-Defizit von fast 265 Mio. Unzen (rund 30 % der Jahresnachfrage). Märkte achten deshalb besonders auf die Produktion reiner Silberminen wie Pan American Silver, Hecla Mining oder First Majestic Silver.
Palladium war eines der volatilsten Edelmetalle der letzten Jahre:
Trotz anhaltender Angebotsdefizite fiel der Preis drastisch. Ein scheinbarer Widerspruch:
Der Grund: Märkte blicken nach vorn. Preise spiegeln nicht die aktuelle Lage, sondern die Erwartungen wider. Beispiel: Anfang März lag die spekulative Netto-Position auf NYMEX-Futures bei -15.260 Kontrakten – ein historischer Wert für Leerverkäufe. Zuletzt war der COT-Index 2002 negativ. Spekulanten setzen also mehrheitlich auf sinkende Preise – trotz der heutigen Engpässe.
Rund 80 % der Nachfrage entfällt auf Abgaskatalysatoren in Benzin- und Hybridfahrzeugen. Palladium ist besonders wirksam bei niedrigen Temperaturen und wandelt schädliche Abgase in weniger gefährliche Stoffe um.
Sekundäre industrielle Anwendungen machen etwa 16 % der Nachfrage aus:
Auch in Brennstoffzellen spielt Palladium eine Rolle – meist aber hinter Platin, das stabiler ist.
Der Umstieg auf 100 % Elektrofahrzeuge stellt das größte Risiko für Palladium dar. Diese brauchen keine Katalysatoren und die wichtigste Nachfragequelle entfällt. Laut WPIC könnte sich das Marktgleichgewicht dadurch vollständig drehen. Noch herrscht Knappheit, doch langfristig droht ein Überangebot. Deshalb setzen Spekulanten bereits heute auf fallende Preise – sichtbar in den über 15.000 Leerverkäufen im März 2024. So viele wie seit 20 Jahren nicht.
Ein weiteres Risiko ist die starke geografische Konzentration. Etwa 40 % der „primären“ Förderung stammt aus Russland, meist als Nebenprodukt der Nickelgewinnung. Südafrika folgt mit 35 %, speziell über PGM-Minen. Zusammen liefern beide Länder rund drei Viertel des weltweiten Angebots.
Platin ist besonders wertvoll für die Automobilindustrie, die rund 40 % der Nachfrage ausmacht. Eingesetzt wird es in Katalysatoren für Dieselmotoren. Der Rückgang klassischer Antriebe wird zunehmend durch Hybridfahrzeuge ausgeglichen. Diese benötigen sogar mehr Edelmetalle als herkömmliche Modelle, da die Steuerung ihrer Doppelantriebe komplexer ist. Für Platin bedeutet das: Die Aussichten im Mobilitätssektor bleiben intakt.
Rund ein Viertel der globalen Nachfrage stammt aus der Schmuckbranche. Besonders in Japan ist Platin beliebt, aber auch in China und den USA steigt das Interesse – vor allem wegen seiner Seltenheit und seiner höheren Widerstandsfähigkeit im Vergleich zu Gold. Zweifellos ein Nischenmarkt, aber ein stabiler.
Etwa 30 % entfallen auf weitere industrielle Anwendungen. Platin ist vielseitig und wird in vielen essentiellen Prozessen eingesetzt:
Die Preisentwicklung von Platin war zuletzt durchwachsen. Nach einer Erholung traf ihn der Dieselgate-Skandal 2015 hart: Der Marktanteil von Dieselfahrzeugen in Europa brach ein. Seitdem stagnierte der Preis bei rund 800 bis 1.000 $ pro Unze – weit unter früheren Höchstständen. Aktuell liegt Platin unter dem Preis von Palladium – ein seltenes Bild. Doch es gibt Anzeichen für ein Comeback.
Das Angebot bleibt knapp. Laut dem World Platinum Investment Council wird das Produktionsniveau auch weiterhin deutlich unter der Nachfrage liegen, mit Defiziten von über 10 % des jährlichen Gesamtangebots (rund 8 Mio. Unzen).
Die Angebotsprobleme sind struktureller Natur. Die südafrikanische Bergbauindustrie, die 72 % der weltweiten Produktion liefert, steht vor Herausforderungen: Personalabbau, geringere Investitionen, Schließung oder Stilllegung mehrerer Minen (z. B. Schacht 4B in Marikana oder Merensky in Two Rivers). Geplante Erweiterungen wurden verschoben.
All das deutet darauf hin: Das Angebot kann mit der Nachfrage nicht Schritt halten. Recycling wächst zwar, wird aber allein nicht ausreichen. Anders als bei Palladium fehlt es bei Platin an ausreichend alten Dieselfahrzeugen für das Recycling als eine direkte Folge von Dieselgate.
Diese Faktoren sprechen aus Sicht vieler Analysten für deutliches Potenzial in den nächsten zehn Jahren. Auch Investoren erkennen das – wie der starke Anstieg der Investmentnachfrage in China zeigt, die sich in fünf Jahren verachtfacht hat.
Früher lag der Platinpreis regelmäßig über dem von Gold – wegen seiner Seltenheit und seiner vielfältigen industriellen Nutzung. Aktuell liegt das Verhältnis bei 0,55: Platin ist also rund 45 % günstiger als Gold. Der langfristige Durchschnitt liegt näher bei 1. Das bedeutet: Es besteht Aufholpotenzial, und eine Rückkehr zur Norm würde fast eine Preisverdopplung implizieren.
Viele Analysten erwarten kurzfristig (2025) eher stabile Preise, da aktuelle Lagerbestände die Nachfrage noch decken. Mittelfristig (2026–2028) jedoch könnte sich die Lage ändern, anhaltende Defizite und schwindende Lager dürften die Preise antreiben.
Langfristig (ab 2028) könnte Platin stark von der Wasserstoffwirtschaft profitieren. In Brennstoffzellen spielt es eine zentrale Rolle, die schwer zu ersetzen ist. Sollte sich Wasserstoff durchsetzen, wäre ein "Superzyklus" wie bei Palladium in den 2010er-Jahren möglich, ausgelöst durch den Aufstieg von Benzinfahrzeugen.
Jeder Investor hat andere Ziele und eine individuelle Risikobereitschaft. Hier findest du eine erste Orientierung, welches Edelmetall zu deinem Profil passen könnte.
Für aktive Trader mit Fokus auf kurzfristige Chancen
Für langfristige Investoren
Für vorsichtige Investoren, die auf Diversifikation achten
Natürlich ändern sich solche Merkmale mit der Zeit. Ziel dieses Artikels ist es, dir nützliche Einblicke zu geben, aber keine Finanzberatung. Überprüfe regelmäßig die Rolle jedes Metalls in deinem Portfolio. Wer diese Dynamik versteht, kann ein ausgewogenes Edelmetall-Investment aufbauen.
Nach dieser Analyse zeigt sich: Ein reines Gold-Portfolio ist zwar defensiv und solide – aber nicht vollständig. Es schützt gut in Krisen, verpasst aber oft die Chancen in Wachstumsphasen. Wer andere Edelmetalle ergänzt, bringt Bewegung ins Depot:
Edelmetalle bringen zusätzliche Ebenen in dein Portfolio. Sie folgen unterschiedlichen Wirtschaftszyklen und bieten Zugang zu verschiedenen Weltregionen:
Wer breit investiert, macht sein Portfolio widerstandsfähiger gegen regionale Schocks – und kann geopolitische Risiken auch als Chancen nutzen. Denn jedes Edelmetall hat seinen eigenen Takt:
Wer Edelmetalle erfolgreich kombinieren will, sollte wissen, was sie antreibt: Industrie oder Geld, kurze oder lange Zyklen, Politik oder Marktzeitpunkt. Wer diese Elemente klug mischt, schafft ein Portfolio, das flexibel bleibt und stabiler wird.
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