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Von Camilla Marziani
24.01.2022
Seit jeher dominierte die nach Bitcoin zweitgrößte Kryptowährung Ethereum den Altcoin-Markt. Alle Augen blicken gespannt auf das derzeit noch in der Entwicklungsphase befindliche Upgrade Ethereum 2.0, für 2022 dürfen jedoch wichtige Meilensteine erwartet werden. Lies weiter und finde heraus, was dieses Jahr für Ethereum geplant ist.
Der Altcoin-Riese Ethereum, seines Zeichens zweitgrößte Kryptowährung nach Marktkapitalisierung, befindet sich kurz vor seinem lang ersehnten Update Ethereum 2.0, welches den Konsensalgorithmus des Netzwerks grundlegend verändern soll. Doch Ethereum 2.0 wird vermutlich nicht die einzige große Neuerung des Jahres bleiben, da zahlreiche ERC20-Token, DApps, NFTs und DeFi-Plattformen über die ETH-Blockchain laufen und dadurch großes Potenzial für spannende Entwicklungen in den nächsten Monaten besteht.
Ethereum 2.0 wird sicherlich eines der größten Highlights des Kryptomarkts im Jahr 2022. Es wird sogar gemunkelt, dass das Update Ethereums Eintrittskarte sein könnte, um Bitcoin die Vormachtstellung im Kryptoraum abzuwerben, ein Ereignis, das als “The Flippening” bekannt ist.
Die vermutlich größte Neuerung des Upgrades ist der Umstieg von Proof of Work zu dem bedeutend umweltfreundlicheren Konsensalgorithmus Proof of Stake. Abgesehen von der Umwelt profitieren von diesem Wechsel auch die Nutzer des Netzwerks, da Transaktionen schneller und günstiger würden – von derzeit 30 TPS (Transaktionen pro Sekunde) soll auf bis zu 10.000 TPS aufgerüstet werden. Diese Steigerung löst potenziell die Überlastungsproblematik des Netzwerks und könnte die derzeit sehr hohen Transaktionskosten von Ethereum senken.
Es wird sicherlich noch dauern, bis das Upgrade bereit für die Implementierung ist, dennoch ist zu erwarten, dass das Netzwerk im Laufe des Jahres diesem Ziel einen Schritt näher kommen wird. Dieser Schritt ist als “The Merge” (die Fusion) bekannt und ist für das erste Halbjahr 2022 geplant. Wie der Name schon verrät, wird im Rahmen von “The Merge” das Ethereum-Mainnet mit der Beacon Chain zusammengelegt.
Die Beacon Chain wurde am 1. Dezember 2020 veröffentlicht, The Merge ermöglicht Ethereum dann endlich den Umstieg auf PoS und bereitet das Netzwerk auf zukünftige Features wie Staking und die Shard Chains vor.
Der Ethereum Request for Comments 20- – kurz ERC20 – Tokenstandard ist ein technischer Standard für Smart Contracts, die für die Implementierung von Token auf der Ethereum-Blockchain zur Anwendung kommen. Vor der Einführung von ERC20 mussten Krypto-Exchanges ad-hoc-Brücken bauen, um plattformübergreifende Tokenübertragungen zu ermöglichen.
Der ERC20-Standard ist ein aus sechs Punkten bestehendes Regelwerk, das Smart Contracts erfüllen müssen, um auf der Ethereum-Blockchain laufen zu können. Dieses System ermöglicht auch eine bessere Interoperabilität zwischen den Smart Contracts selbst.
Nur wenn ein Projekt alle sechs Regeln befolgt, kann der Coin als ERC20-Token auf der Blockchain gelauncht werden. Drittparteien und Anwendungen können dann auf die zugrunde liegende Infrastruktur zugreifen und Transaktionen ausführen, Wallets verknüpfen und Informationen abrufen. Der ERC20-Standard macht die entsprechenden Smart Contracts berechenbar und eigens kreierte Überbrückungslösungen somit überflüssig.
Zum jetzigen Zeitpunkt sind 486.408 ERC20-Token im Umlauf, Tendenz steigend. Ein paar der vielen Beispiele für ERC20-Token sind der Bitpanda Ecosystem Token (BEST), Tether (USDT), Shiba Inu (SHIB) und Chainlink (LINK).
Wenn DApps und DeFi-Plattformen in demselben Tempo wie bisher die Akzeptanz der Blockchain-Technologie durch die Massen vorantreiben, werden zwangsweise auch die zugrunde liegenden ERC20-Token eine zunehmend wichtigere Rolle spielen. Die Chancen sind hoch, dass wir noch dieses Jahr ERC20-Token sehen werden, welche die Anwendungsfälle von Ethereum – insbesondere im Alltag – ausbauen.
Zwei Begriffe, die dieses Jahr vermutlich an Bedeutung zunehmen werden, sind DAO und DeFi. DAO, kurz für Dezentrale Autonome Organisation, beschreibt eine auf Ethereum basierte Community, die von ihren Mitgliedern geleitet wird. Die Führung der Organisationen ist dezentral und Regeln in Code implementiert. DAOs werden mithilfe von Smart Contracts, also von den digitalen, sich selbst ausführenden Pendants zu traditionellen Verträgen, gesteuert.
Sobald der Smart Contract einer DAO in die Ethereum-Blockchain integriert ist, muss jegliche vorgeschlagene Änderung durch ein Voting abgesegnet werden. Da es bei DAOs keine zentrale Autorität gibt, liegt die gesamte Entscheidungsmacht bei den Mitgliedern selbst – lediglich, wenn genügend Teilnehmer für einen Änderungsvorschlag stimmen, kann er auch ausgeführt werden.
Die Zahl an DAOs auf Ethereum nimmt stetig zu. Mittlerweile werden sie nicht nur als Alternativen zu traditionellen Arten von Organisationen, sondern auch zu konservativen Geschäftsformen und Arbeitsmodellen betrachtet. Einige sehen in DAOs auch das fehlende Puzzleteil, das es braucht, um Strukturen von Unternehmen, so wie wir sie kennen, grundlegend zu revolutionieren.
Doch nicht nur DAOs, sondern auch DApps (dezentrale Anwendungen) laufen auf Ethereum. DApps sind ein weiteres Beispiel dafür, dass sich der Trend in eine Richtung entwickelt, in der die Macht des Internets in die Hände der Nutzer gelegt wird. Eine DApp ist ein Zusammenspiel aus Smart Contracts, einer Kryptowährung, einer Blockchain und einer App. Sie haben einen großen Einfluss auf die Entwicklungen im DeFi-Raum. Obwohl DApps noch ein recht junges Phänomen sind, revolutionieren sie schon jetzt die traditionelle Finanzwelt, indem sie Finanzdienste über Kryptowährungen anbieten – angefangen bei Krediten, über die Ausführung von Transaktionen bis hin zur Ertragsgenerierung.
Die möglichen Anwendungsfälle von DApps reichen weit über dezentrale Finanzen hinaus. Jede App, die auf einem Laptop oder Smartphone installiert wird, könnte eine DApp sein, inklusive Social Media, Browser, Spiele, Jobportale und viele mehr.
DApps und DeFi lagen im vergangenen Jahr beträchtlich an Beliebtheit zu; es wäre also wenig überraschend, wenn Ethereum diesen Trend im Jahr 2022 fortsetzt.
2021 war das Jahr der NFTs und es sieht ganz danach aus, als hält dieser Trend auch weiterhin an. Immer mehr berühmte Künstler und Celebrities wollen im NFT-Raum mitmischen. Erst kürzlich kaufte Eminem einen Bored Ape für satte 123,45 ETH im Gegenwert von 462.000 US-Dollar zum Zeitpunkt des Kaufs. Zahlreiche NFT-Handelsplätze laufen auf der Ethereum-Blockchain, darunter auch OpenSea, die größte NFT-Börse nach Tradingvolumen. Zu Beginn des Jahres erhielt das Projekt eine Finanzspritze von ganzen 300 Millionen US-Dollar.
NFTs kommen jedoch nicht nur bei digitaler Kunst zur Anwendung. Sie können verwendet werden, um Eigentum in jedem digitalen Asset zu repräsentieren und Ethereum möchte sie nutzen, um die Zukunft von dezentralen Finanzen weiterhin voranzutreiben. Neue Anwendungsfälle wären beispielsweise Darlehen durch NFTs oder das sich bereits im Entwicklungsstadium befindliche anteilmäßige Eigentum.
Auch 2022 ist also kaum damit zu rechnen, dass sich der Hype um NFTs beruhigt, weshalb die fortwährende Beliebtheit von Ethereum auch in den nächsten Monaten sehr wahrscheinlich ist.
Obwohl Ethereum nach wie vor der größte Altcoin und auch die erste Wahl für Smart Contracts in Bezug auf DApps und DeFi ist, muss der Kryptoriese 2022 mit ernstzunehmender Konkurrenz rechnen. Blockchains wie Solana, Near Protocol und Polkadot, um nur ein paar zu nennen, arbeiten daran, schon bald eine sichere, schnelle und kostengünstige Alternative zu Ethereum für Entwickler von Smart Contracts und DApps anzubieten, um den Raum der dezentralen Finanzapps auszuweiten.
Erst diesen Monat erhielt die Metaplex Foundation im Zuge einer strategischen Investmentrunde einen Zuschuss von 46 Millionen US-Dollar, um Solanas NFT-Ökosystem weiterzuentwickeln. Auch das DeFi-Protokoll Hubble erzielte 10 Millionen $ und bereitet sich auf seinen Launch auf dem Solana-Mainnet vor. Mit Near Protocol macht sich ein weiteres Netzwerk einen Namen im DeFi-Raum und veröffentlichte erst kürzlich einen Entwicklungsfonds im Umfang von 800 Millionen US-Dollar. Kurz darauf gab Polkadot den Startschuss für seine Parachain-Auktionen. Die erste der so versteigerten Parachains wurde von der DeFi-Plattform Acala erworben.
Während sich Ethereum 2.0 und damit auch der offizielle Wechsel zum Proof of Stake-Konsensmechanismus noch in Entwicklung befinden, könnten sich die eben vorgestellten Blockchains als harte Konkurrenz zu ETH herausstellen, da sie allesamt schon jetzt eine höhere TPS-Rate und kosteneffizientere Transaktionen anbieten.
Derzeit mag Ethereum zwar noch die Oberhand haben, doch alternative Blockchains könnten Entwickler zunehmend abwerben. Es bleibt abzuwarten, ob wir im Laufe des Jahres 2022 einen Machtkampf um die Dominanz im Smart Contract-Raum sehen werden.
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